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Soldatenfund im Adamello-Gebirge – ein Blick zurück in den Ersten Weltkrieg

admin

  • 2. September 2025

Auf der Vedretta di Lares (3.120 m) im Trentino haben Spezialisten der Carabinieri kürzlich die Überreste eines Soldaten geborgen. Nach ersten Erkenntnissen handelt es sich vermutlich um einen Angehörigen der österreichisch-ungarischen Armee, der während des Ersten Weltkriegs in den Kämpfen im Hochgebirge ums Leben kam.

Möglich wurde der Fund durch den fortschreitenden Rückzug des Gletschers, der den Körper über mehr als ein Jahrhundert im Eis bewahrte. Obwohl die sterblichen Überreste bereits vergangen sind, haben sich Teile der Uniform und Ausrüstung erstaunlich gut erhalten. Die Bergung stand unter der Leitung der Oberaufsicht für Kulturgüter der Autonomen Provinz Trient und erfolgte mit Genehmigung der Staatsanwaltschaft von Trient. Nun folgen forensische und historische Untersuchungen, um die Identität des Soldaten – soweit möglich – zu klären.

Quelle: Ministero della Difesa – Offizielle Mitteilung (02.09.2025)


Historischer Kontext: Der Krieg im Hochgebirge

Der Fund erinnert an die erbitterten Kämpfe, die zwischen 1915 und 1918 im Alpenraum tobten. Während die berühmten zwölf Isonzoschlachten weiter östlich im Soča-Tal stattfanden, verlief auch im Trentino und im Adamello-Massiv eine brutale Frontlinie. Italienische und österreichisch-ungarische Truppen kämpften hier unter extremen Bedingungen: eisige Temperaturen, Lawinen, Gletscherspalten und die ständige Gefahr durch Artillerie und Minen machten den Krieg zu einem „weißen Höllenschlachtfeld“.

Besonders in Höhenlagen wie auf der Vedretta di Lares wurde der Erste Weltkrieg zum Gebirgskrieg, in dem nicht nur Gefechte, sondern auch die Natur selbst unzählige Opfer forderte. Schätzungen zufolge fielen in den Alpenfronten zehntausende Soldaten nicht allein durch Waffen, sondern auch durch Kälte, Hunger und Unfälle.


Zeitleiste: Krieg an der Alpen- und Isonzofront

  • Mai 1915: Italien tritt in den Krieg ein, erklärt Österreich-Ungarn den Krieg.
  • Juni 1915 – September 1917: Zwischen Juni 1915 und September 1917 fanden elf Isonzoschlachten statt; die zwölfte folgte im Oktober 1917.
  • 1915–1918: Parallel dazu erbitterte Kämpfe im Hochgebirge des Trentino und des Adamello-Massivs – Soldaten kämpfen in über 3.000 m Höhe.
  • August 1916: Italien nimmt Gorizia ein (6. Isonzoschlacht) – ein seltener Teilerfolg.
  • Oktober 1917: Schlacht von Karfreit (12. Isonzoschlacht) – deutscher Durchbruch, Italien erleidet eine schwere Niederlage, Rückzug an den Piave.
  • 1918: Waffenstillstand von Villa Giusti beendet die Kämpfe an der italienischen Front.
  • Heute: Durch das Schmelzen der Gletscher werden immer wieder Überreste von Soldaten geborgen, die im Hochgebirgskrieg gefallen sind – so auch jüngst auf der Vedretta di Lares.

Erinnerungskultur heute

Mehr als hundert Jahre nach dem Ende des Krieges werden durch Gletscherfunde wie diesen die Opfer des Gebirgskrieges wieder sichtbar. Sie machen deutlich, dass hinter den großen Schlachtenzahlen individuelle Schicksale stehen – junge Männer, die fern ihrer Heimat ihr Leben verloren.

Der Fund auf der Vedretta di Lares ist damit nicht nur ein archäologisches Ereignis, sondern auch ein Beitrag zur Bewahrung des historischen Gedächtnisses. Er erinnert daran, dass der Erste Weltkrieg nicht nur in den Schützengräben Flanderns und an der Isonzofront, sondern auch in den Höhen der Alpen unauslöschliche Spuren hinterlassen hat.

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