Heute habe ich einen alten Zeitungsausschnitt im Nachlass gefunden, der sich mit dem flämischen Maler Abraham Janssens van Nuyssen (1573/74–1632) beschäftigt. Er war Schüler von Jan Snellinck und wird 1598 in Rom erwähnt. Vermutlich unternahm er einen zweiten Italienaufenthalt, da seine Werke um 1604 den Einfluss Caravaggios erkennen lassen. 1601 trat er der Antwerpener Malergilde bei. Janssens schuf großformatige religiöse, mythologische und allegorische Gemälde und gilt als einer der führenden Vertreter des Antwerpener Klassizismus.
Der Artikel nennt unter anderem das Bild „Diana mit ihren Nymphen“, entstanden um 1609. Es befand sich lange in der Sammlung von Professor J. G. Kern in Berlin und gelangte später in die Alte Pinakothek nach München. Außerdem wird „Der Olymp“ erwähnt, ein monumentales Leinwandbild aus der kurfürstlichen Galerie München. Es zeigt Jupiter, Venus, Minerva und weitere Götter. Von diesem Werk existieren mehrere Fassungen. Unterschiede bestehen zum Beispiel im Helm der Minerva oder in der Darstellung Merkurs.
Besonders interessant ist der beiligende Briefwechsel aus dem Jahr 1980. Mein Großvater schrieb an das Kunstmuseum Düsseldorf:
„Bei Nachforschungen in der Familiengeschichte meiner Vorfahren de la Rapallier stieß ich in der Zeitschrift ‚Huguenot Trails‘, The Huguenot Society of Canada, auf einen Auszug aus einem 1848 in Albany, USA, gedruckten Buch ‚America Genealogy; eine Geschichte einiger der ersten Siedler von Nordamerika‘. Nach dieser und anderen Quellen war Joris Janssen Rapalje, der mit seiner Ehefrau am 24.1.1624, drei Tage nach seiner Heirat, von Amsterdam absegelte, der Stammvater der heute weit verzweigten Rapalje-Dynastie in den USA und Canada.“
Weiter schrieb er:
„Irrtümlicherweise wurde damals angenommen, daß er ein Sohn des Historienmalers Abram Janssen Rapalje war. Er ist jedoch in Valenciennes geboren, während Abram Janssen 1569 in Antwerpen geboren ist, dort am 13.6.1594 die Tochter von Hans Lodewyck heiratete und drei Söhne hatte, die ebenfalls nach Amerika gingen. Dort verlor sich später ihre Spur. William Janssen (‚Chevalier‘ genannt) ging bereits 1623 nach Amerika, möglicherweise zusammen mit seinem Bruder Joris Janssen. Antoine, genannt Van Salers, folgte ihnen 1631.“
Er fügte einen Auszug aus einem Artikel über Abraham Janssen bei, der mit den Worten begann:
„Abraham Janssen (de Rapalje), ein ausgezeichneter Künstler, wurde im Jahre 1569 in Antwerpen geboren, mit einer wundervollen Gabe für Malerei und in seiner Jugend fertigte er einige Bilder an, die ihn überall die jungen Maler seiner Zeit hinaushoben…“
Zum Schluss stellte er seine Anfrage:
„Es interessiert mich nun zu erfahren, ob dieses Gemälde noch im Besitz des Kunstmuseums ist, und ob es dort besichtigt werden kann. Weiterhin interessiert mich die Geschichte dieses Gemäldes und alles, was über den Maler bekannt ist, insbesondere Literatur hierüber.“
Die Antwort kam am 19. September 1980:
„Das von Ihnen gesuchte Gemälde von Abraham Janssens ‚Die Wiedererweckung des Lazarus‘ in der Düsseldorfer Galerie gehört wohl zu den Gemälden, die in den napoleonischen Wirren nach München ausgelagert und dort verblieben sind und den Grundstock für die Alte Pinakothek bilden.“
Und weiter:
„Das Kunstmuseum [Düsseldorf] besitzt von Abraham Janssens ein Gemälde ‚Die Sibylle Agrippina‘, 106 × 78 cm, 1933 Kunsthandlung Malmedé, Köln, 1939 von Bornheim erworben.“
Im Artikel genannte Literatur:
- H. Voss, Deutsche und niederländische Malerei zwischen Renaissance und Barock, 1961
- J. Müller-Hofstede, Nordische Meister des Manierismus und Frühbarock, 1962
- H. Vey / A. Kesting, Katalog der niederländischen Gemälde 1550–1800 im Wallraf-Richartz-Museum Köln, 1967
- J. Müller-Hofstede, Zur Problematik des flämischen Caravaggismus, 1971
- R. Oldenbourg, Die flämische Malerei des 17. Jahrhunderts, 1918
- N. Pevsner, Abraham Janssens, 1928
- J. Neumann, Z młodych lat Petra Pavla Rubensa, 1965
Weitere Informationen zu den Werken von Abraham Janssens auf der Homepage der Pinakothek:
https://www.sammlung.pinakothek.de/de/artist/2y7GEEZGPV/abraham-janssens